FLEMING, Paul
Erntelied
Der ganze Himmel glüht
In hellen Morgenrosen;
Mit einem letzten, losen
Traum noch im Gemüt
Trinken meine Augen diesen Schein
Wach und wacher, wie Genesungswein
Und nun kommt von jenen Rosenhügeln
Glanz des Tags und Wehn von seinen Flügeln
Kommt er selbst. Und alter Liebe voll
Daß ich ganz an ihm genesen soll
Gram der Nacht und was sich sonst verlor
Ruft er mich an seine Brust empor
Und die Wälder und die Felder klingen
Und die Gärten heben an zu singen
Fern und dumpf rauscht das erwachte Meer
Segel seh' ich in die Sonnenweiten
Weiße Segel, frischen Windes, gleiten
Stille, goldne Wolken obenher
Und im Blauen, sind es Wanderflüge?
Schweig o Seele! Hast du kein Genüge?
Sieh, ein Königreich hat dir der Tag verliehn
Auf! Dein Wirken preise ihn!
Lass den Tag deine sein...
Lass den Tag deine sein, doch deine nicht alleine:
gib uns ein Teil davon, uns, die wir auch sind deine,
als wie du unser bist! Verschleiß’ die liebe Zeit
mit angenehmer Lust und leichter Fröhlichkeit!
Wir sind bereit dazu, in was wir nur vermügen,
dich mit auch gleicher Gunst und Liebe zu vergnügen.
Schon’ keine Kosten nicht, und denke dies dabei,
dass in dem ganzen Jahr ein solcher Tag nur sei!
An Sich
Sei dennoch unverzagt! Gib dennoch unverloren!
Weich keinem Glücke nicht; steh höher als der Neid;
Vergnüge dich an dir, und acht' es für kein Leid,
Hat sie gleich wider dich Glück, Ort und
Zeit
verschworen.
Was dich betrübt und labt, halt' Alles für erkoren,
Nimm dein
Verhängni
s
an. Lass' Alles unbereut.
Tu, was getan muss sein, und eh man dir's gebeut.
Was du noch hoffen kannst, das wird noch stets geboren.
Was klagt, was lobt man doch? Sein Unglück und sein Glücke
Ist sich ein Jeder selbst. Schau alle Sachen an:
Dies Alles ist in dir! Lass deinen eitlen Wahn,
Und eh du fürder gehst, so geh in in dich zurücke.
Wer sein selbst
Meister
ist, und sich beherrschen kann,
Dem ist die ganze
Welt
und Alles untertan!
Er verwundert sich seiner Glückseeligkeit
Wie mir es gestern ging, und wie ich ward empfangen
In meiner
Freundin
Schoß, weiß sie nur und nur ich.
Das allerliebste
Kind
das herzt' und küsste mich,
Sie hielt so feste mich, wie ich sie hart umfangen.
Auf meinem lag ihr Mund, auf ihren meine Wangen,
Oft sagte sie mir auch, was nicht lässt sagen sich,
Darum du, Momus, nicht hast zu bekümmern dich!
Bei ihr ist noch mein Sinn, bei mir noch ihr Verlangen.
O wohl mir, der ich weiß, was nur die
Götter
wissen,
Die sich auch, wie wir uns, in reiner
Keuschheit
küssen.
O wohl mir, der ich weiß, was kein Verliebter weiß.
Wird meinet
Seel
en
Trost mich allzeit also laben,
Mir allzeit also tun, so werd' ich an ihr haben
Ein weltlich Himmelreich, ein sterblich Paradeis.