RINCK, Monika
Das phüh
da ist der innigste wind, der zu einer brücke sich krümmt
über die das phüh in begleitung von sylphen hinweggeht
so sanft ist noch nie ein molekül in bewegung geraten
so weich hat sich noch keine einzige welle gebreitet, gelüpft
und wieder gesenkt in ihr mikroskopisches tal, zusammen
getan hat sich die luft zu einem bogen mit anfang und ende
den man sehen könnte, wenn man ohne schwere wäre wie du.
so hat noch keiner die codierten welten der vögel verstanden
nicht ihre schreie, ihr tirili und das tschilpen nicht, auch nicht
das trockene rascheln der federn bei landung, wut oder rast
sondern das, was die antwort der luft auf die frage ihres fluges ist.
eine konsonantenschwebe, ein luftzug um ein ü gehegt, ein wirbel
eine spur, ein verstecktes phüh das zwischen ihren flügeln lebt.