REINICK, Robert
Im Frühling
Wie ist doch die Erde so schön, so schön!
Das wissen die Vögelein;
Sie heben ihr leicht Gefieder
Und singen so fröhliche Lieder
In den blauen Himmel hinein.
Wie ist doch die Erde so schön, so schön!
Das wissen die Flüss' und Seen;
Sie malen in klarem Spiegel
Die Gärten und Städt' und Hügel
Und die Wolken, die drüber gehn.
Und Sänger und Maler wissen es,
Und es wissen's viel andere Leut'.
Und wer's nicht malt, der singt es,
Und wer's nicht singt, dem klingt es
In dem Herzen vor lauter Freud'!
Gesellenlied
– Kein Meister fällt vom Himmel! –
Und das ist auch ein großes Glück!
Der Meister sind schon viel zuviel;
Wenn noch ein Schock vom Himmel fiel',
Wie würden uns Gesellen
Die vielen Meister prellen
Trotz unserm Meisterstück!
– Kein Meister fällt vom Himmel! –
Gottlob, auch keine Meisterin!
Ach, lieber Himmel, sei so gut,
Wenn droben eine brummen tut,
Behalte sie in Gnaden,
Daß sie zu unserm Schaden
Nicht fall' zur Erden hin!
– Kein Meister fällt vom Himmel! –
Auch keines Meisters Töchterlein!
Zwar hab' ich das schon lang' gewußt,
Und doch, was wär' das eine Lust,
Wenn jung und hübsch und munter
Solch Mädel fiel' herunter
Und wollt' mein Herzlieb sein!
– Kein Meister fällt vom Himmel! –
Das ist mein Trost auf dieser Welt;
Drum mach' ich, daß ich Meister werd',
Und wird mir dann ein Weib beschert,
Dann soll aus dieser Erden
Mir schon ein Himmel werden,
Aus dem kein Meister fällt.
Und mit all meiner Freud',
Was fang ich doch an?