HOFFMANN VON FALLERSLEBEN, August Heinrich
Das Lied vom Deutschen Philister
Der deutsche Philister, das bleibet der Mann
auf den die Regierung vertrauen noch kann
der passet zu ihren Beglückungsideen
der läßt mit sich alles gutwillig geschehn
Befohlenermaßen ist er stets bereit
zu stören, zu hemmen den Fortschritt der Zeit
zu hassen ein jegliches freies Gemüt
und alles, was lebet, was grünet und blüht
Sprich, deutsche Geschichte, bericht es der Welt
wer war doch dein größter berühmtester Held
Der Deutsche Philister, der Deutscheste Mann
der alles verdirbt was man Gutes begann
Was schön und erhaben, was wahr ist und recht
das kann er nicht leiden, das findet er schlecht
so ganz, wie er selbst ist, so kläglich, gemein
hausbacken und ledern soll alles auch sein
Solang der Philister regieret das Land
ist jeglicher Fortschritt daraus wie verbannt
denn dieses erbärmliche feige Geschlecht
das kennet nicht Ehre, nicht Tugend und Recht
Du Sklav der Gewohnheit, du Knecht der Gewalt
käme dein Simson, o käm er doch Bald
Du Deutscher Philister, du gräßlichste Qual
o holte der Teufel dich endlich einmal
Doch leider hat Beelzebub keinen Geschmack
an unsern Philistern, dem lumpigen Pack
und wollten sie selber hinein in sein Haus
so schmiß der die Kerle zum Tempel hinaus
Sehnsucht nach dem Frühling
O wie ist es kalt geworden
und so traurig, öd‘ und leer!
Rauhe Winde wehn von Norden,
und die Sonne scheint nicht mehr.
Auf die Berge möcht‘ ich fliegen,
möchte sehn ein grünes Tal,
möcht‘ in Gras und Blumen liegen
und mich freun am Sonnenstrahl.
Möchte hören die Schalmeien
und der Herden Glockenklang,
möchte freuen mich im Freien
an der Vögel süßem Sang.
Schöner Frühling, komm doch wieder,
lieber Frühling, komm doch bald,
bring uns Blumen, Laub und Lieder,
schmücke wieder Feld und Wald!
Summ, summ, sum
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
ei! wir thun dir nichts zu Leide,
flieg’ nun aus in Wald und Heide!
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
such’ in Blumen, such’ in Blümchen
dir ein Tröpfchen, dir ein Krümchen!
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
kehre heim mit reicher Habe,
bau’ uns manche volle Wabe!
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
bei den heilig Christ-Geschenken
wollen wir auch dein gedenken –
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
wenn wir mit dem Wachsstock suchen
Pfeffernüss’ und Honigkuchen.
Summ summ summ!
Bienchen summ’ herum!
[
Das Lied der Deutschen
Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt,
Wenn es stets zu Schutz und Trutze
Brüderlich zusammenhält,
Von der Maas bis an die Memel,
Von der Etsch bis an den Belt –
Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt!
Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang
Sollen in der Welt behalten
Ihren alten schönen Klang,
Uns zu edler Tat begeistern
Unser ganzes Leben lang –
Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang!
Einigkeit und Recht und Freiheit
Für das deutsche Vaterland!
Danach lasst uns alle streben
Brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
Sind des Glückes Unterpfand –
Blüh im Glanze dieses Glückes,
Blühe, deutsches Vaterland!
Der Lerche Klagelied
Ich arme Lerche sitz' im Bauer,
Ich trippele, trappele hin und her;
Ich kann nicht singen vor Gram und Trauer –
Ach, wenn ich doch wieder draußen wär'!
Da draußen möcht' ich im Freien leben,
Wie andre Vögel in Freud' und Lust!
Da draußen hoch in den Lüften schweben
Und singen mein Lied aus voller Brust!
Was hilft's, daß ihr mich speist und tränket?
Das ist für mich nur halbes Glück:
Wenn ihr noch mein in Liebe denket,
So gebt mir meine Freiheit zurück!
Mein liebes Gärtchen
Der Sommer hat alle Welt beglückt
Und Jedem eine Freude gebracht;
Er hat mein liebes Gärtchen geschmückt
Noch schöner als ich je gedacht,
Mein liebes Gärtchen hinter'm Haus
Wo ich so gern geh' ein und aus.
Wie Alles d'rin von Blumen prangt!
Wie Alles d'rin von Früchten hangt!
Erdbeeren lächeln aus dunklem Grün,
Und daneben Rosen und Lilien blühn.
Doch hat uns auch keine Mühe verdrossen:
Wir haben gesäet, gepflanzt und begossen,
Und fleißig gejätet mit eigener Hand
Und die Wege bestreut mit frischem Sand.
Du liebes Gärtchen, für alle die Mühn
Da lässest du deine Blumen blühn
Und süße Früchte reichst du uns auch
Von manchem Baum und manchem Strauch.
Für all das Lieb' und Gut' empfang'
Nun unsern Dank in Sang und Klang!
Mut
Wag es, und die Welt ist Dein,
Eine neue Welt gestalte
wenn in Trümmern liegt die alte,
ohne Trost und Hoffnungsschein.
Rege Dich – und schalte und walte,
neue Lebenskraft entfalte,
wag es, froh und frei zu sein!
Lerne dulden und ertragen,
lern im Unglück nicht verzagen!
Wag es, frei und froh zu sein!
Auch in diesen trüben Tagen
ist ein Glück noch zu erjagen!
Wag es – und die Welt ist Dein.
Die Vogelhochzeit.
Ein Vogel wollte Hochzeit machen
in dem grünen Walde.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Die Drossel war der Bräutigam,
die Amsel war die Braute.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Der Sperber, der Sperber,
der war der Hochzeitswerber.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Der Stare, der Stare,
der flocht der Braut die Haare.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Die Gänse und die Anten,
die war'n die Musikanten.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Der Spatz, der kocht das Hochzeitsmahl,
verzehrt die schönsten Bissen all.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Der Uhu, der Uhu,
der bringt der Braut die Hochzeitsschuh’.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Der Kuckuck schreit, der Kuckuck schreit,
er bringt der Braut das Hochzeitskleid.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Der Seidenschwanz, der Seidenschwanz,
der bracht’ der Braut den Hochzeitskranz.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Der Sperling, der Sperling,
der bringt der Braut den Trauring.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Die Taube, die Taube,
die bringt der Braut die Haube.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Der Wiedehopf, der Wiedehopf,
der bringt der Braut nen Blumentopf.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Die Lerche, die Lerche,
die führt die Braut zur Kerche.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Brautmutter war die Eule,
nahm Abschied mit Geheule.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Der Aerhahn, der Auerhahn,
der war der stolze Herr Kaplan.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Die Meise, die Meise,
die singt das Kyrie leise.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Die Puten, die Puten,
die machten breite Schnuten.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Der Pfau mit seinem bunten Schwanz
macht mit der Braut den ersten Tanz.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Die Schnepfe, die Schnepfe,
setzt auf den Tisch die Näpfe.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Die Finken, die Finken,
die gaben der Braut zu trinken.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Der lange Specht, der lange Specht,
der macht der Braut das Bett zurecht.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Das Drosselein, das Drosselein,
das führt die Braut ins Kämmerlein.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Der Uhu, der Uhu
der macht die Fensterläden zu
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Der Hahn, der krähet: "Gute Nacht",
nun wird die Kammer zugemacht.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Die Vogelhochzeit ist nun aus,
die Vögel fliegen all’ nach Haus.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Das Käuzchen bläst die Lichter aus
und alle ziehn vergnügt nach Haus.
Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.