LENZ, Jakob
Lied zum teutschen Tanz
O Angst! tausendfach Leben!
O Mut, den Busen geschwellt,
Zu taumeln, zu wirbeln, zu schweben,
Als ging‘s so fort aus der Welt!
Kürzer die Brust
Atmet die Lust.
Alles verschwunden,
Was uns gebunden.
Frei wie der Wind,
Götter wir sind!
Pygmalion
An diesen Lippen, diesen Augen
Die Welt vergessend, hinzuhangen
Und aus den rosenroten Wangen
Des Lebens Überfluß zu saugen
An dieses Busens reiner Fülle
Die Schmerzen meiner Brust zu wiegen
Und auf des Schoßes Fried und Stille
Mit tränenmüdem Haupt zu liegen
Das war mein Wunsch – das ist mein Grämen –
Und soll mir doch kein Schicksal nehmen
Wo bist du jitzt?
Wo bist du jitzt, mein unvergeßlich Mädchen?
Wo singst du jitzt?
Wo lacht die Flur, wo triumphiert ein Städtchen,
Das dich besitzt?
Seit du entfernt, will keine Sonne scheinen,
Und es vereint,
Der Himmel sich, dir zärtlich nachzuweinen,
Mit deinem Freund.
All unsre Lust ist fort mit dir gegangen,
Still überall
Ist Stadt und Feld. Dir nach ist sie geflogen,
Die Nachtigall.
O komm zurück! Schon rufen Hirt und Herden
Dich bang herbei.
Komm bald zurück! Sonst wird es Winter werden
Im Monat Mai.