BIENEK, Horst
Gartenfest
Spät in der Nacht
wenn die Kerzen
in den Lampions abgebrannt sind
wenn die aufgehängten Gesichter
im Dunkel verschwinden
die Musiker mit dem Bus weggefahren sind
die Kellner die Tische abräumen
und die leeren Worthülsen zusammenkehren
wenn die letzten Grillfeuer erlöschen
Stürzen lautlos gefällt
im Park die Bäume
Schatten füllt die Gläser
der Zurückgebliebenen
wir trinken daraus
Gelächter steigt in uns auf
wir gehn ein paar Schritte
wir tanzen
Verwundert schaun die Lebenden uns zu
Was dich verwandelt
Was dich verwandelt,
Vielleicht ist es dies:
Wind, Gras, Meer oder Sand,
Oder das Paradies,
Geritzt in die Felsenwand,
Aus dem dich verwies
Eine gekreuzigte Hand?
Ob dich verwandelt
Thessalisches Land,
Das dir ein Traum verhiess
Oder das Goldene Vlies,
Das sich deine Auge erfand?
Oder verwandelt
Dich, todumpspannt,
Der dich trommelnd pries
Oder der unerkannt
Das Messer ins Herz dir stiess?
Oder verwandelt
Sich erst dein Leib,
Da dich der Atem verliess?
Wenn man stirbt
Du wirst bald sterben.
Der Regen fällt schon dichter.
Vogelzüge stürzen
Im Zick-Zack in die Leere.
An den Brücken
Sind die Kontrollen verstärkt.
Ins Trommelfell
Werden signale eingebaut.
Alle wohnungen
Sind ohne Türen.
Der Regen fällt schon dichter.
Nur die Nacht lässt noch
Auf sich warten,
Sie sucht nach ihrem
Dunkelsten Gewand. –
Du wirst bald sterben.