WECKHERLIN, Georg Rudolf


Laßt uns in den Garten gehen

Laßt uns in den Garten gehen,

Schönes Lieb, damit wir sehen,

Ob der Blumen Ehr, die Ros,

So eure Farb gezeiget,

Da sie heut der Tau aufschloß,

Ihre Pracht noch nicht abneiget.

Sieh doch, von wie wenig Stunden

Ihre Schönheit überwunden,

Wie zu Grund liegt all ihr Ruhm!

Wie sollt man, Natur, dich ehren,

Da du ein solch Blum

Einen Tag kaum lasset wehren?

Was ist es dann, daß ihr fliehet,

Indem euer Alter blühet,

Von meinet Lieb Süßigkeit?

Ach, genießet eurer Jahren!

Die Zeit wird eure Schönheit

Nicht mehr, dann die Rosen sparen.