PIETRASS, Richard



Die Gewichte


Die Muttermilch und das Vatererbe.

Mein Hunger nach Leben und das Wissen zu sterben.

Der Gang zum Weib, der Hang zum Wort.

Der Keim der Reinheit und wie er langsam verdorrt.

Das Strohfeuer und der glimmende Docht.

Aufruhr, der auf Gesetze pocht.

Die heillose Fahne im bleiernen Rauch.

Galle, verschluckt im Schlemmerbauch.

Die Statuten des exemplarischen Falls.

Mein niemals vollgekriegter Hals.

Der säuernde Rahm, der flüchtige Ruhm.

Die Grube und die Gnade postum.



An den Vater


…..

Vater, dein Wunsch: einmal fliegen

Was sind dir die Hände so schwer?

dem ich nie sagen konnte: ich bin dein Sohn.

Man hiess uns Fremde. Unsere sprache war

ein Blick, ein Händetausch, und später

auflehunung, bleiche Gewalt des Zornes.


Genügt die Trauer? Atem, Begeisterung,

die Liebesnächte danke ich deinem Grab

und auch die Kinder: unerschöpflich

höre sie lachen … Ich komme, Vater.