LEITGEB, Josef
Ende der welt
Innig Wirkliches ist uns beschieden,
ehe wir vergehn im Trug der Schlacht.
Eure Augen: Abende voller Frieden,
Himmel ihr der Heimat und der Nacht.
Schönstes Sternbild, dass die wehen Süchte
still verwandelt in die reine Glut;
und dann euer Mund, die Frucht der Früchte,
wie die Erde selber warm und gut;
Eure Stimme: dieser Weg nach Hause!
Eure Arme: dieses Ende der Welt!
Und der Kuss: die unermessne Pause
in der Zeit, die nicht mehr innehält!
Italische Nacht
Am Fenster schwankt die Traube,
die Lüfte spielen warm und sacht.
O süsse, meerdurchrauschte Nacht!
O Lied aus trunkner Laube!
Zwei braune Mädchen lehnen
umschlungen eng am Feigenbaum,
sie zittern, wenn in ihren Traum
die Brandungswellen dröhnen.
Ein Schatten naht sich ihnen,
sie tanzen unterm Bogentor,
und leise wiegt der Mond empor
Musik der Mandolinen.