HEYNICKE, Kurt
Gesang des Jünglings
Rings kreist die Welt, Und Sterne um die Welt, und Schicksal rundgehetzt um Welt und Sterne. Ich bin die Mitte, ich trage meine Seele auf den Schultern ich bin der Welten übervoll. Ich bin die Mitte, Schicksal kreist um mich. Und brausend stürzt der Tag, Ich bin der Jüngling, Jung meine Füße auf beglänzter Straße zu hellen Mädchen in den Dörfern und grüne Gärten blühn am Bogen meines Blickes in alten Kammern bin ich nachts zu Gast. Am Abend singt die Laute mir im Schoß hintaumelnd über alte Lieder sternweit und Frauen fallen lächelnd aus den Melodien, Ich bin der Jüngling mein Angesicht ist weicher als der Abend, der aus den Wäldern auf die Städte fällt, am Abend bin ich älter als die Erde, Gott sinkt in mich, ich bin Geheimnis alt wie er und dunkel. Ich wache noch mit Kinderaugen in der Nacht, Mond stürzt in meine Kammern, ein Kind weint in der Nacht. Mein Herz weint in der Nacht. Ein Kind weint unterm Herzen einer Magd, Das Leben rauscht, Blau ist die Nacht, Musik in aufgeblühter Stille, Durch meine Seele schwimmt der Mondeskahn, O Welt, ich bin ein hingepeitschtes Leben! O Chor der Nacht, gieß Ruhe über mich! Es kreist die Welt. Die Sterne brausen. Ich bin ein Teil der Welt. Ich kann nicht schlafen. Ich schlafe nie. Ich bin Soldat in einem großen Heer, Heer-Krieger. Ich sehe Menschen-Heere, Mütter-Heere, Kinder-Heere, Menschen, Menschen, Heere bei Nacht. Ich atme schwer in mondnen Kissen. Die Menschen ziehen durch das Schicksal, An weißer Wand die Menschenleere. Rastlose Wandrer, tausend Angesichte! Ich sehe wandern. Wandern. Ich kann nicht schlafen. Ich bin ein Menschen-Wanderer, Ich fliege. Fliege einsam auf zu Gott. In sein uraltes Antlitz stürzt mein Schrei. Ich Ebenbild, Zu Bild die Millionen unten Eben-Bild? Es regnet Sterne. Starr stehe ich. Es regnet Sterne über mich. Und mich bedecken alle Sterne. Rings fällt das Leid. Aufsteht ein Lächeln über Zeit und Raum, o Traum, du Leben, und o ihr Wurzeln, hoch in Gott! Ich bin der J
ü
ngling. Und meine Seele will gen Mittag.