MEY, Reinhard


Wie vor Jahr und Tag


Wie vor Jahr und Tag, liebe ich dich doch

Vielleicht weiser nur und bewusster noch

Und noch immerfort ist ein Tag ohne dich

Ein verlor'ner Tag, verlor'ne Zeit für mich

Wie vor Jahr und Tag ist noch immerfort

Das Glück und dein Name dasselbe Wort

Allein, was sich geändert haben mag:

Ich lieb' dich noch mehr als vor Jahr und Tag


Mit wieviel Hoffnungen hat alles angefangen

Wieviel Erwartung auf dem Weg, der vor uns lag

Wir sind seitdem manch' Stück darauf gegangen

Und doch ist er für mich neu wie vor Jahr und Tag

Ich zähl' die Jahre, die seitdem verstrichen

Schon lange nicht mehr auf den Fingern einer Hand

Und doch ist nichts von deinem Bild verblichen

Vermiss' ich nichts, was ich liebenswert daran fand


Wie vor Jahr und Tag, liebe ich dich doch

…..

Ich habe tausendmal versucht, dich zu erlernen

So, wie man aus einem Buch lernen kann, ich Tor

Und sah mit jeder Lektion sich mein Ziel entfernen

Und heute weiß ich weniger noch als zuvor

Ich habe tausendmal versucht, vorauszusehen

Wie du wohl handeln würdest, aber jedesmal

Wenn ich schon glaubte, alles an dir zu verstehen

Erschien es mir, als säh' ich dich zum ersten Mal


Wie vor Jahr und Tag, liebe ich dich doch

…..

Lachen und Weinen sind in jener Zeit verklungen

Die in Siebenmeilen-Stiefeln an uns vorübereilt

Und von den besten all meiner Erinnerungen

Hab' ich die schönsten, meine Freundin, wohl mit dir geteilt

Nein, keine Stunde gibt's, die ich bereute

Und mir bleibt nur als Trost dafür, dass keine wiederkehrt:

Viel mehr als gestern liebe ich dich heute

Doch weniger, als ich dich morgen lieben werd'


Wie vor Jahr und Tag, liebe ich dich doch

…..


Über den wolken

Wind Nord-Ost, Startbahn null-drei,

Bis hier hör ich die Motoren.

Wie ein Pfeil zieht sie vorbei,

Und es dröhnt in meinen Ohren.

Und der nasse Asphalt bebt,

Wie ein Schleier staubt der Regen,

Bis sie abhebt und sie schwebt

Der Sonne entgegen.

Über den Wolken

Muß die Freiheit wohl grenzenlos sein.

Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man,

Blieben darunter verborgen und dann

Würde, was hier gross und wichtig erscheint,

Plötzlich nichtig und klein.

Ich seh ihr noch lange nach,

Seh sie die Wolken erklimmen,

Bis die Lichter nach und nach

Ganz im Regengrau verschwimmen.

Meine Augen haben schon

Jenen winz'gen Punkt verloren.

Nur von fern klingt monoton

Das Summen der Motoren.

Über den Wolken

Muß die Freiheit wohl grenzenlos sein.

Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man,

Blieben darunter verborgen und dann

Würde, was hier gross und wichtig erscheint,

Plötzlich nichtig und klein.

Dann ist alles still, ich geh',

Regen durchdringt meine Jacke,

Irgend jemand kocht Kaffee

In der Luftaufsichtsbaracke.

In den Pfützen schwimmt Benzin

Schillernd wie ein Regenbogen.

Wolken spiegeln sich darin.

Ich wär gerne mitgeflogen.

Über den Wolken

Muß die Freiheit wohl grenzenlos sein.

Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man,

Blieben darunter verborgen und dann

Würde, was hier gross und wichtig erscheint,

Plötzlich nichtig und klein.



Gute Nacht Freunde


Gute Nacht Freunde

Es wird Zeit für mich zu gehen

Was ich noch zu sagen hätte

Dauert eine Zigarette

Und ein letztes Glas im Stehen


Für den Tag, für die Nacht unter eurem Dach habt Dank

Für den Platz an eurem Tisch, für jedes Glas, das ich trank

Für den Teller, den ihr mir zu den euren stellt

Als sei selbstverständlicher nichts auf der Welt


Gute Nacht Freunde

…..

Habt Dank für die Zeit, die ich mit euch ver-plaudert hab

Und für eure Geduld, wenn's mehr als eine Meinung gab

Dafür, dass ihr nie fragt, wann ich komm oder geh

Für die stets offene Tür, in der ich jetzt steh


Gute Nacht Freunde

…..

Für die Freiheit, die als steter Gast bei euch wohnt

Habt Dank, dass ihr nie fragt, was es bringt, ob es lohnt

Vielleicht liegt es daran, dass man von draußen meint

Dass in euren Fenstern das Licht wärmer scheint


Gute Nacht Freunde