BOBROWSKI, Johannes
Lettische Lieder
Mein Vater der Habicht.
Großvater der Wolf.
Und der Ältervater der räubrische Fisch im Meer.
Ich, unbärtig, ein Narr,
an den Zäunen taumelnd,
mit schwarzen Händen
würgend ein Lamm um das Frühlicht. Ich,
der die Tiere schlug
statt des weißen
Herrn, ich folg auf zerspülten
Wegen dem Rasselzug,
durch der Zigeunerweiber
blicke geh ich. Dann
am baltischen Ufer treff ich den Uexküll, den Herrn.
Er geht unterm Mond.
Ihm redet die Finsternis nach.
Verlassene Ortschaft
Über dem Markt,
der leer ist, mit Hühnerflügeln
der Wind
zieht eine Spur in den Staub.
Zäune. Schräggesunken
Kreuze. Die Dohlenstimme.
Wer kommt, ein Brett auf der Schulter,
wer will das neue Sims für die Fenster schneiden, wer
kam, einen grünen Topf
unter dem Schultertuch?
Hier geht niemand. Der Himmel
findet ein Band
liegen und hebt es auf,
die Hauswand bewächst
Moos, Nebel umfliegt
einen weißen Turm, und woher
bist du gekommen?
Über klirrende Drähte
der Weidegärten, über
die Wiese am Moorloch, Wasser
folgt dir, es füllt deine Spuren schwarz.