KREISLR, Georg


Der Tod, das muss ein Wiener sein


Dort doben auf der goldenen Himmelbastei

da sitzt unser Herrgott ganz munter

und trinkt a Glas Wein oder zwei oder drei

und schaut auf die Wienerstadt runter


Die Geister, die geistern bei ihm um anand'

ja er hat's in der Hand jederzeit

das Glück und das Unglück, den Tod und die Schand

und die Lieb' und den Zorn und den Neid


und den Geiz und die Gier und die Gall'und die Gicht

ja da gibt's eine sehr große Schar

wie die Geister dort ausschau'n, also das weiß ich nicht

aber eines ist mir völlig klar:


Der Tod, das muss ein Wiener sein,

genau wie die Liab a Französin.

Denn wer bringt dich pünktlich zur Himmelstür,

da hat nur a Wiener das Gspür dafür.

Der Tod, das muss ein Wiener sein,

nur er trifft den richtigen Ton:

Geh Schatzerl, geh Katzerl, ja was sperrst dich denn ein.

Der Tod muss a Weaner sein.


Die Mitzi, die Fritzi und die Leopoldin'

san fesche und lustige Madeln,

hab'n Guckerln und Wuckerln wie a jede in Wien

und kanterln' und zanterlne Wadeln


sie werden dem riesigsten Schnitzel gerecht

und tanzen noch Walzer dabei

und singen so hoch wie die Callas gern möcht'

und ihr Herz ist für jedermann frei.


Doch auch Wiener Madeln sterben, wenn der Herrgott es will

und wenn das einem Madel geschieht,

dann ist's aus mit dem Tanzen, dann lächelt's nur still

und singt ganz versonnen das Lied:


Der Tod, das muss ein Wiener sein ...


Geh Mopperl, du Tschopperl,

na komm brav mit (d)em Freund heim (gespr.: no kumm scho)

Der Tod muss ein Wiener sein.