LINDEMANN, Till


Zeit


Manches sollte, manches nicht

Wir sehen, doch sind wir blind

Wir werfen Schatten ohne Licht


Nach uns wird es vorher geben

Aus der Jugend wird schon Not

Wir sterben weiter bis wir leben

Sterben lebend in den Tod


Dem Ende treiben wir entgegen

Keine Rast, nur vorwärtsstreben

Am Ufer winkt Unendlichkeit

Gefangen so im Fluss der Zeit


Bitte bleib steh'n, bleib steh'n

Zeit

Das soll immer so weitergeh'n


Warmer Körper ist bald kalt

Zukunft kann man nicht beschwör'n

Duldet keinen Aufenthalt

Erschaffen und sogleich zerstör'n


Ich liege hier in deinen Armen

Ach, könnt es doch für immer sein

Doch die Zeit kennt kein Erbarmen

Schon ist der Moment vorbei


Zeit

Bitte bleib steh'n, bleib steh'n

Zeit

Das soll immer so weitergeh'n


Zeit

Es ist so schön, so schön

Ein jeder kennt

Den perfekten Moment


Zeit

Bitte bleib steh'n, bleib steh'n


Wenn unsre Zeit gekommen ist

Dann ist es Zeit zu geh'n

Aufhör'n, wenn's am schönsten ist

Die Uhren bleiben steh'n


So perfekt ist der Moment

Doch weiter läuft die Zeit

Augenblick verweile doch

Ich bin noch nicht bereit


Zeit

Bitte bleib steh'n, bleib steh'n

Zeit

Das soll immer so weitergeh'n


Zeit

Es ist so schön, so schön

Ein jeder kennt

Den perfekten Moment


Engel

Wer zu Leb-zeit gut auf Erden

Wird nach dem Tod ein Engel werden

Den Blick gen Himmel fragst du dann

Warum man sie nicht sehen kann


Erst wenn die Wolken schlafen gehen

Kann man uns am Himmel sehn

Wir haben Angst und sind allein

Gott weiß ich will kein Engel sein


Sie leben hinterm Sonnenschein

Getrennt von uns unendlich weit

Sie müssen sich an Sterne krallen

Damit sie nicht vom Himmel fallen


Erst wenn die Wolken schlafen gehen

Kann man uns am Himmel sehn

Wir haben Angst und sind allein

Gott weiß ich will kein Engel sein


Gott weiß ich will kein Engel sein

Gott weiß ich will kein Engel sein

Gott weiß ich will kein Engel sein

Gott weiß ich will kein Engel sein


Mein Herz brennt

Nun liebe Kinder gebt fein Acht

ich bin die Stimme aus dem Kissen

ich hab euch etwas mitgebracht

hab es aus meiner Brust gerissen

mit diesem Herz hab ich die Macht

die Augenlider zu erpressen

ich singe bis der Tag erwacht

ein heller Schein am Firmament

Mein Herz brennt


Sie kommen zu euch in der Nacht

Dämonen Geister schwarze Feen

sie kriechen aus dem Kellerschacht

und werden unter euer Bettzeug sehen


Nun liebe Kinder gebt fein Acht

ich bin die Stimme aus dem Kissen

ich hab euch etwas mitgebracht

ein heller Schein am Firmament

Mein Herz brennt


Sie kommen zu euch in der Nacht

und stehlen eure kleinen heissen Tränen

sie warten bis der Mond erwacht

und drücken sie in meine kalten Venen


Nun liebe Kinder gebt fein Acht

ich bin die Stimme aus dem Kissen

ich singe bis der Tag erwacht

ein heller Schein am Firmament

Mein Herz brennt


Alter Mann

Er wartet auf den Mittagswind
die Welle kommt und legt sich matt
mit einem Fächer jeden Tag
der Alte macht das Wasser glatt

Ich werf den Stein zu meinem Spass
das Wasser sich im Kreis bewegt
der Alte sieht mich traurig an
und hat es wieder glatt gefegt

Im weissen Sand der alte Mann
zitternd seine Pfeife raucht
nur das Wasser und ich wissen
wozu er diesen Fächer braucht

Die Ahnung schläft wie ein Vulkan
zögernd hab ich dann gefragt
den Kopf geneigt es schien er schläft
hat er bevor er starb gesagt

Das Wasser soll dein Spiegel sein
erst wenn es glatt ist, wirst du sehen
wieviel Märchen dir noch bleibt
und um Erlösung wirst du flehen

Den Fächer an den Leib gepresst
im Todeskrampf erstarrt die Hand
die Finger mussten sie ihm brechen
der Fächer bleibt zurück im Sand

Den Alten ruf ich jeden Tag
er mochte mich doch hier erlösen
ich bleib zurück im Mittagswind
und in dem Fächer kann ich lesen

Das Wasser soll dein Spiegel sein
…..


Mutter

Die tränen greiser Kinderschar

ich zieh sie auf ein weisses Haar

werf in die Luft die nasse Kette

und wünsch mir dass ich eine Mutter hätte

keine Sonne die mir scheint

keine Brust hat milch geweint

in meiner Kehle steckt ein Schlauch

hab keinen Nabel auf dem Bauch

Mutter Mutter, Mutter Mutter

ich durfte keine Nippel lecken

und keine Falte zum verstecken

niemand gab mir einen Namen

gezeugt in Hast und ohne Samen

der Mutter die mich nie geboren

hab ich heute Nacht geschworen

ich werd ihr eine Krankheit schenken

und sie danach in Fluss versenken

Mutter, Mutter, Mutter, Mutter!!!

in ihren Lungen wohnt ein Aal

auf meiner Stirn ein Muttermal

entferne es mit Messsers Kuss

auch wenn ich daran sterben muss

In ihren Lungen wohnt ein Aal

Auf meiner Stirn ein Muttermal

Entferne es mit Messers Kuss

auch wenn ich verbluten muss

Mutter, Mutter

gib mir Kraft

Mutter, Mutter

gib mir Kraft

Mutter, Mutter

gib mir Kraft


Ohne dich

Ich werde in die Tannen gehen,

Dahin wo ich sie zuletzt gesehen,

Doch der Abend werft ein Tuch aufs Land,

Und auf die Wege hinterm Waldesrand,

Und der Wald er steht so schwarz und leer,

Weh mir oh weh,

Und die Vögel singen nicht mehr

Ohne dich kann ich nicht sein,

Ohne dich,

Mit dir bin ich auch allein,

Ohne dich,

Ohne dich zähl ich die Stunden,

Ohne dich,

Mit dir stehen die Sekunden,

Lohnen nicht

Auf den Ästen in den Gräben,

Ist es nun still und ohne Leben,

Und das Atmen fällt mich ach so schwer,

Weh mir oh weh,

Und die Vögel singen nicht mehr

Ohne dich kann ich nicht sein,

Ohne dich,

Mit dir bin ich auch allein,

Ohne dich,

Ohne dich zähl ich die Stunden,

Ohne dich,

Mit dir stehen die Sekunden,

Lohnen nicht

…..


Donaukinder

Donau quell dein Aderlass

Wo Trost und Leid zerfließen

Nichts Gutes liegt verborgen nass

In deinen feuchten Wiesen

Keiner weiß was hier geschah

Die Fluten rostig rot

Die Fische waren atemlos

Und alle Schwämme tot

An den Ufern in den Wiesen

Die Tiere wurden krank

Aus den Augen in den Fluss

Trieb abscheulicher Gestank

Wo sind die Kinder

Niemand weißt was hier geschehen

Keiner hat etwas gesehen

Wo sind die Kinder

Niemand hat etwas gesehen

Mütter standen bald am Strom

Und weinen eine Flut

Auf die Felder durch die Deiche

Stieg das Leid in alle Teiche

Schwarze Fahnen auf der Stadt

Alle Ratten fett und satt

Die Brummen giftig allerorts

Und die Menschen zogen fort

Wo sind die Kinder

Niemand weißt was hier geschehen

Keiner hat etwas gesehen

Wo sind die Kinder

Niemand hat etwas gesehen

Donau quell dein Aderlass

Wo Trost und Leid zerfließen

Nichts Gutes liegt verborgen nass

In deinen feuchten Wiesen

Wo sind die Kinder

Niemand weißt was hier geschehen

Keiner hat etwas gesehen

Wo sind die Kinder

Niemand hat etwas gesehen


Rosenrot


Sah ein Mädchen ein Röslein stehen

Blühte dort in lichten Höhen

Sprach sie ihren Liebsten an

Ob er es ihr steigen kann


Sie will es und so ist es fein

So war es und so wird es immer sein

Sie will es und so ist es Brauch

Was sie will bekommt sie auch


Tiefe Brunnen muss man graben

Wenn man klares Wasser will

Rosenrot oh Rosenrot

Tiefe Wasser sind nicht still


Der Jüngling steigt den Berg mit Qual

Die Aussicht ist ihm sehr egal

Hat das Röslein nur im Sinn

Bringt es seiner Liebsten hin


Sie will es und so ist es fein

…..

An seinen Stiefeln bricht ein Stein

Will nicht mehr am Felsen sein

Und ein Schrei tut jedem kund

Beide fallen in den Grund


Sie will es und so ist es fein

…..