WALTER, Silja
Maria singt
Mein Kind, ich will dich wiegen,
Die wilden Enten fliegen.
Wer hält den Sommer an?
Ich weiss nicht, wie der süssen
Mondnacht sich das Fliessen
Und wechseln wehren kann.
…….Lass, Kindlein, dich einsingen,
…….Der Jäger wirft die Schlingen,
…….Die Ruten sind gestellt.
Wie könnte die Gewalten
Des Vaters ich aufhalten?
Ich bin die Magd Marie.
De Mond steht einst in Gelber
Weltfinsternis von selber, -
Dann hängst du, und ich knie.
…….Lass, Kindlein, dich einsingen,
…….Dann wird mein Herz zerspringen,
…….Und ist erlöst die Welt.
Die Irre
Ich bin nicht da. Ich bin doch irgendwo?
Ich gehe laut, behorche meine Schritte,
Doch rühr' ich mein Gesicht an, klingt es so,
Als breche man ein Kelchglas in der Mitte.
Ich leid' dies Klingen unter jedem Blick.
Die Stadt blickt einen abends fast entzwei.
Lasst mich doch los, sonst laufe ich zurück
Mit tausend Scherben im Gesicht und schrei'.
So schaut mich tot. Ich bin ja doch nicht da.
Der Regen meint es auch, der auf mir spielt.
Es wundert ihn, was mittags denn geschah,
Dass sich mein Mund so seltsam hart anfühlt.
Ich weiss es nicht. Ich tränke gerne Wein.
Hielt gern in Händen grosse Akeleien.
Ich wollt' ein schönes totes Standbild sein
Am Brunnenrand und leblang nicht mehr schreien.
Dann leget ihr erschreckt mir Gitter um.
O tut es doch in dieser schweren Nacht
Und süsse Dunkelheit darum herum,
Die alle Dinge tödlich schlafen macht.
Dann gäb' es keine grauen Gassen mehr
Und nie mehr ein Gesicht, so gut wie seins.
Der Tag wär eine stete Wiederkehr
Der Nacht im Tonfall kupferroten Weins.
Dann kehrt' ich sorgsam wieder zu mir heim
Und küsste mich und wäre selber wieder.
Ich sänge mich zu einem neuen Reim
Und sänge alle eure Gitter nieder.