GRAF, Oskar Maria
Nachdenkender arbeiter
Weiss Gott, ich bin geschlagen worden, bis ich davon lief.
Und kam in die Stadt und sank tief.
Verlassenheit und Fremde kamen
und waren mein täglicher Anfang und immer das Amen
von all dem, was ich dachte und tat.
Abends, wenn die Müdigkeit aus meinen Gliedern weicht,
erinnert mich manchmal ein Baum an meine Jügend.
Dann bin ich jedem Menschen nah
und möchte vielen ohnmachtsliebe Worte sagen.
Doch es ist keiner da.
Wenn ich aufwache in der sternblanke Nacht, nagen
verstossene Gedanken in mir, warum dies denn alles so ist,
und das wird oft so arg und frisst
sich tief in alle meine Eningeweide hinein,
dass ich weinen möchte.
So sind alle meine Nächte
und das Dunkel in meiner Kammer ist wie ein
Totenschrein.
Endlich dann kriecht milchiger Morgen zum Fenster
Herein
und reisst wieder alles entzwei.
Vielleicht verfrüht, vielleicht schon verblüht,
denk’ ich und trotte an den kahlen Häusern vorbei,
Herrgott, dass ich eigentlich nie zuschlag’ oder schrei’
Heimat überall
So grün hab' ich das Gras noch nie gesehen,
noch nie den See so blau.
Ich muss verwundert stehen bleiben
Und frage mich: "Was ist geschehen?"
Ich kenne doch die Gegend so genau
und könnte blind das kleinste Ding beschreiben.
Ich denke nicht ans Weitergehen
und schaue nur in dieses Grün und Blau ...
Mir ist, als stünde ich wie in den Kindertagen
erstaunt und dennoch tief bekannt
vor diesem fremden Wasser und den Wiesenstreifen
und ich vermag es nicht zu sagen,
wie mich dieses Wiedersehen übermannt
mit diesem Gras, mit jedem Wellenschlagen,
als würde meine Heimat eine Welt umgreifen,
als wär' ich nicht mehr fremd in diesem Land ...