BUSCH, Wilhelm


Wenn ich dereinst ganz alt und schwach


Wenn ich dereinst ganz alt und schwach

Und ’s ist mal ein milder Sommertag,

So hink ich wohl aus dem kleinen Haus

Bis unter den Lindenbaum hinaus.

Da setz ich mich denn im Sonnenschein

Einsam und still auf die Bank von Stein,

Denk an vergangene Zeiten zurücke

Und schreibe mit meiner alten Krücke

Und mit der alten zitternden Hand

„Bertha“

So vor mir in den Sand.


Du willst sie nie und nie mehr wieder sehen...


Du willst sie nie und nie mehr wiedersehen?

Besinne dich, mein Herz, noch ist es Zeit.

Sie war so lieb. Verzeih, was auch geschehen.

Sonst nimmt dich wohl beim Wort die Ewigkeit

Und zwingt dich mit Gewalt zum Weitergehen

Ins öde Reich der Allvergessenheit.

Du rufst und rufst; vergebens sind die Worte;

Ins feste Schloss dumpfdröhnend schlägt die Pforte.


Abschied


Die Bäume hören auf zu blühn,

Mein Schatz will in die Fremde ziehn;

Mein Schatz, der sprach ein bittres Wort:

Du bleibst nun hier, aber ich muss fort.


Leb wohl, mein Schatz, ich bleib dir treu,

Wo du auch bist, wo ich auch sei.

Bei Regen und bei Sonnenschein,

Solang ich lebe, gedenk ich dein.


Solang ich lebe, lieb ich dich,

Und wenn ich sterbe, bet für mich,

Und wenn du kommst zu meinem Grab,

So denk, dass ich dich geliebet hab.


Das Bild des Manns...

Das Bild des Manns in nackter Jugendkraft,
So stolz in Ruhe und bewegt so edel,
Wohl ist's ein Anblick, der Bewundrung schafft
Drum Licht herbei! Und merke dir's, o Schädel!

Jedoch ein Weib, ein unverhülltes Weib -
Da wird dir's doch ganz anders, alter Junge.
Bewundrung zieht sich durch den ganzen Leib
Und greift mit Wonneschreck an Herz und Lunge

Und plötzlich jagt das losgelassne Blut
Durch alle Gassen, wie die Feuerreiter.
Der ganze Kerl ist eine helle Glut
Er sieht nichts mehr und tappt nur noch so weiter.