MEREAU, Sophie
Schwermut
Abenddämmrung liegt auf meinem Garten –
Und ich blicke mit bewölktem Sinn,
Meinen müden Kopf gelehnt am harten
Fensterrahmen, wie auf Gräber hin.
Und die Geister meiner schönen Stunden
Gehen vorüber, mit gesenktem Blick.
Ach! Schon sind sie fern dahingeschwunden –
Ich allein blieb sehnsuchtsvoll zurück.
Mondenschimmer, deine Strahlen kränzen
Meine Stirn nicht mit Beruhigung! –
Alle meine Freuden, alle, glänzen
Nur im Schimmer der Erinnerung.
Glück des Lebens! – wer dich fand, der lerne
Dich entbehren: denn so schnell entweicht
Nicht im Sturm die Wolke, die jetzt ferne
Scheint, jetzt da ist, jetzt dem Aug entfleucht!
Wo, wo ist Genuß? – in Phantasien
Künft’ger Freuden? – Kalte Wirklichkeit
Zwingt des Herzens holden Wahn zu fliehen,
und verhüllt die ferne Seligkeit.
Gegenart! – ach, meine Blicke finden
Keine Blüten! – Nimm die Huldigung,
Du – ich will mir welke Kränze winden –
Himmelstochter, o Erinnerung!