KYBER, Manfred
Abendlied
Der Abend kommt, der Tag ist aus,
Frau Sonne geht zur Ruh.
Sie geht wohl in ihr Wolkenhaus
und macht die Türe zu.
Dann werden alle angebrannt
die Sternlein in der Nacht.
Es halten über Meer und Land
die Engel heil’ge Wacht.
Und wenn die goldnen Sterne stehn
und scheint der Mond dazu,
dann müssen alle schlafen gehen:
die Welt und ich und du.
Und schläfst du ein und hast du kaum
die Augen zugemacht,
dann schenkt dir einen lieben Traum
die Königin der Nacht.
Das andere Ufer
Einmal wird ein Ende
aller Irrfahrt sein.
Müdgewordne Hände
ziehn die Segel ein.
Leise ruft der Rufer
allen Sturm zur Ruhr.
Einem andern Ufer
treibt der Nachen zu.
Und die vor mir gingen
schauen nach mir aus,
um mich heimzubringen
in mein Vaterhaus.
Wortlos knie ich nieder
in den Silbersand:
nimm mich, nimm mich wieder,
seliges Sonnenland!