FRANCK, Salomo



Auf Christi Begräbnis gegen Abend

Mein Heiland wird zur Abendzeit begraben,

Damit auch ich am Abend meiner Zeit

Die wahre Ruh könn in dem Grabe haben,

Das durch sein Grab gesaubert und geweiht!

Das Lebenslicht muß blutroth untergehen,

Daß wir schneeweiß vor Gottes Augen stehen.


Am Abend ist die Sünd ans Licht gekommen,

Die Sünde die der erste Mensch verübt,

Am Abend hat sie Christus weggenommen,

Und in sein Grab verscharrt, was uns betrübt.

Des Heilands Grab zeigt uns den hellen Morgen,

Darinnen sich die Sonne selbst verborgen.

Die Taube kam zur Vesperzeit zum Kasten,

Und bracht ein Blatt dem frommen Noah zu.

Zur Abendzeit wollt auch mein Heiland rasten,

Und zeigte mir das Oelblatt wahrer Ruh!

Ich bin gewiß, die Sündfluth sei gefallen,

Gott läßt nicht mehr des Eifers Fluthen wallen.


Mein Leben mag sich nun zum Abend neigen,

Ich lege mich zur Ruh in Christi Grab,

Dies wird an mir auch seine Kraft erzeigen,

Die aller Welt ein neues Leben gab.

Mit Christo muß man erst zu Grabe gehen,

Will man mit ihm zum Leben auferstehen.


Was ist, das wir Leben nennen?

Was ist, das wir Leben nennen?

Es ist selbst die Nichtigkeit!

Wie die Wolcken sich zertrennen,

von der Hitze

schneller Blitze,

so vergeht die Lebens-Zeit!

…..

Ach, wie nichtig,

ach wie flüchtig

ist der Menschen Leben!

Wie ein Nebel bald entstehet

Und auch wieder bald vergehet

So ist unser Leben, sehet!


…..