SCHNITZLER, Arthur
Abschied
Ich habe dir viel gegeben;
Bewahr es gut,
Wo fern vom Irren und Leben
Es einsam ruht.
Wie Schatten hingebreitet,
Die kommen und fliehn,
Auf deiner Seele gleitet
Die Welt dahin.
Doch in die tiefern Gründe
Schau ich hinab,
Ob ich dort wiederfinde,
Was ich dir gab.
Anfang vom Ende
Daß all das Schöne nun längst zu Ende,
wie könntest du's verstehn?
Ich hab ja die lieben, süßen Hände
geküßt beim Kommen und Gehn:
Und hab in deinem dämmrigen Zimmer
mit dir gekost und gelacht –
und hab auch geplaudert mit dir wie immer
bis spät, bis spät in die Nacht.
Im Heimgehn wieder, durch stille Gassen,
schlich's über mich so bang,
wie ich mein armes Mädel verlassen,
so lange schon! ach wie lang!
Doch, daß ich so einsam von dir gegangen,
wie käm's dir denn zu Sinn,
und daß ich, von deinem Arm umfangen,
so endlos fern dir bin!
Ich will ja morgen wieder kommen
mit lächelndem Gesicht;
und daß ich schon längst Abschied von dir genommen
mein Mädel, – du weißt's ja nicht.